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Mitarbeiterführung in hybrider Umgebung: New Work, Empowerment & Vertrauen

Die Diskussion auf LinkedIn über die Aufregung wegen eines Friseurtermins während der Arbeitszeit ist verstummt, doch das Thema bleibt aktuell.


Eine Angestellte, die vollständig aus dem Homeoffice arbeitet, hatte den Termin offen in ihrem Kalender eingetragen – so wurde der Geschäftsführer darauf aufmerksam.


Eigentlich eine gute Sache, denn es zeigt, dass er seiner Angestellten vertrauen kann, da sie nichts zu verbergen hat. Vertrauen ist einer der Grundpfeiler für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden.


Seine Aussage: „Ich bin sauer! Wir müssen endlich aufhören, so zu tun, als wäre Homeoffice jemals eine gute Idee gewesen.“ hallt bei mir bis heute nach.


Wie kommt er dazu?


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Remote Work - Herausforderungen und Lösungen hybrider Mitarbeiterführung

Ganz vehement bin ich der Meinung, dass es in Ordnung ist, während der Arbeitszeit private Angelegenheiten zu erledigen – solange dies weder die Kundenbedürfnisse negativ beeinträchtigt, noch den internen Arbeitsprozess stört oder Deadlines gefährdet.


Außerdem glaube ich nicht, dass es eine vorbildliche Art der Mitarbeiterführung ist, so etwas im Netz zu teilen und seine Mitarbeitenden – auch wenn anonym – zur Schau zu stellen.

Dazu möchte ich das Thema einmal in Ruhe beleuchten.


Hybride Arbeitsmethoden sind etabliert, und Homeoffice (oder besser: Remote Work) lässt sich nicht mehr vollständig abschaffen.


Viele Vorteile liegen so klar auf der Hand, dass ich sie hier nicht wiederholen möchte.


Der Erfolg eines hybriden Arbeitsmodells erfordert jedoch ein schlüssiges Konzept in der Unternehmens- und Mitarbeiterführung – genau diesem Thema möchte ich mich in diesem Artikel widmen, insbesondere der Mitarbeiterführung. Sie steht nämlich vor besonderen Herausforderungen.


Außerdem sollte man dabei auf die aktuelle Gesetzeslage schauen, die durchaus Veränderungen erfordert, damit ein Remote-Modell auch all umfassend legitimiert ist.


Fangen wir am besten mit der Gesetzeslage an und der aktuellen juristischen Bedeutung von „Arbeitszeit“. Denn schnell wird ersichtlich, dass genau hier die ersten Herausforderungen entstehen.


Sprechen wir nämlich von Home-Office oder hybrider Arbeitsweise, erfordert es durchaus eine Reform/Anpassung des aktuellen Arbeitsgesetzes. In den verschiedenen Definitionen von Arbeitszeit ermöglichen lediglich Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit überhaupt diese Flexibilität – vorausgesetzt, die vertraglich vereinbarte Stundenanzahl wird erfüllt.


Höchstarbeitszeiten, Pausenregelungen, Ruhezeiten sowie Sonn- und Feiertagsruhe stehen jedoch in ihrer derzeitigen gesetzlichen Form den Ideen und Anforderungen einer modernen Arbeitswelt entgegen. Dies kann unweigerlich dazu führen, dass sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber in Konflikt mit dem Gesetz geraten.


Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass auch die Politik ihre Hausaufgaben macht und das Gesetz entsprechend reformiert.


Neben diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist der effektive Einsatz emotionaler Intelligenz durch Führungskräfte bei der Leitung ihres Teams sicherlich eine der größten Herausforderungen. Sie gewinnt in der modernen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung. Emotional intelligente Führung ermöglicht es nicht nur, die eigenen Emotionen wahrzunehmen, sondern vor allem die Stimmungen, Bedürfnisse und Sorgen der Teammitglieder zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Sie ist einer der wichtigsten Faktoren, die zum Erfolg oder Misserfolg eines Teams beitragen.


Durch Remote Work und die räumliche Distanz wird diese Fähigkeit jedoch stark eingeschränkt, was es einer Führungskraft erschwert, negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.


Eine weitere Herausforderung ist der kulturelle Aspekt, der für das soziale Gefüge eines Unternehmens eine zentrale Rolle spielt und über Remote Work nur schwer vermittelt werden kann. Besonders problematisch wird dies, wenn es um die Einarbeitung neuer Mitarbeitender geht. Sie können nur schwer remote an die Unternehmenskultur herangeführt werden. Dabei ist genau diese Kultur eine der tragenden Säulen eines jeden Unternehmens. Ohne die Integration neuer Mitarbeitender in die Unternehmenskultur besteht die Gefahr, dass sich Subkulturen entwickeln, die nicht mit den Werten und Prinzipien des Unternehmens übereinstimmen. Dies kann zu internen Konflikten führen und das soziale Gefüge erheblich stören.


Noch schwieriger gestaltet sich die Situation für Auszubildende oder Young Professionals, die grundsätzlich eine intensive Einführung in die Arbeitswelt benötigen. Hier verschärft Remote Work die Herausforderung zusätzlich, da es für Führungskräfte schwieriger wird, die Entwicklung und Integration dieser Mitarbeitenden zu steuern.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dort, wo gemeinsam an Ergebnissen gearbeitet werden muss, auch die größten Herausforderungen im Remote-Work-Modell entstehen. Diese müssen mit besonderer Sensibilität analysiert und bewertet werden.


Lösungen für eine erfolgreiche hybride Arbeitsweise


Doch es gibt Lösungen. Eine Möglichkeit, den genannten Herausforderungen zu begegnen, ist die regelmäßige Zusammenkunft der Mitarbeitenden im Office.


In einem hybriden Arbeitsmodell ist es wichtig, dass die Tage der Anwesenheit im Büro gezielt genutzt werden. Eine Grundvoraussetzung sollte sein, dass Bürozeiten als Teamtage gestaltet werden. Denn die Intention dieser Tage ist es, die genannten Herausforderungen aktiv anzugehen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn das gesamte Team auch wirklich an bestimmten Tagen gemeinsam vor Ort ist. Andernfalls entsteht keine echte Office-Atmosphäre, und es bleibt für Führungskräfte weiterhin schwierig, Probleme zu erkennen, die im Homeoffice verborgen bleiben.


Dabei muss auch die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick behalten werden, um Überlastung und Isolation zu vermeiden. Die gemeinsamen Tage im Büro sollen genau diesen Situationen entgegenwirken.


Es empfiehlt sich daher, feste Zeiträume für die Präsenz im Büro zu definieren – sei es an bestimmten Tagen oder sogar über mehrere Wochen hinweg. Dabei sollte jedoch flexibel vorgegangen werden: Die Anwesenheitstage sollten projektabhängig festgelegt werden. Wichtig ist, dass zwischen den physischen Treffen keine zu großen Abstände liegen, da sonst der positive Effekt auf das Teamgefühl und die Zusammenarbeit verloren geht.


Ein weiterer zentraler Erfolgsfaktor für hybrides Arbeiten ist eine gesteigerte Eigenverantwortung. Mitarbeiter: innen müssen stärker befähigt und ermächtigt werden. Mitarbeitende sollten noch stärker anhand ihrer Ergebnisse bewertet werden, nicht anhand ihrer reinen Anwesenheit. Dieses Prinzip sollte in der modernen Arbeitswelt ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein, ist jedoch im hybriden Modell besonders essenziell.


Zudem darf keine Zweiklassengesellschaft entstehen: Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass Mitarbeitende, die im Büro arbeiten, mehr wert sind als diejenigen, die remote tätig sind. Hier ist regelmäßige Selbstreflexion gefragt – Führungskräfte sollten bewusst auf eine faire Bewertung achten und sich auf die erzielten Ergebnisse konzentrieren. Ebenso muss sichergestellt werden, dass alle Mitarbeitenden die gleiche Möglichkeit zur Teilhabe haben.


An Tagen, an denen remote gearbeitet wird, ist eine besonders regelmäßige Kommunikation essenziell. Gab es beispielsweise zuvor ein wöchentliches Meeting im Büro, könnten im Homeoffice stattdessen tägliche kurze Check-ins eingeführt werden. Ein kurzes Daily Meeting von 15 Minuten kann helfen, den Fokus des Tages zu klären. Zusätzlich könnte ein digitaler Kaffeetreff am Nachmittag den informellen Austausch in der Teeküche ersetzen. Denn sind wir ehrlich: Solche kurzen Gespräche gab es im Büroalltag ohnehin – und sie hatten einen wichtigen sozialen und informativen Wert.


Führungskräfte sollten zudem Einzelgespräche führen, um den psychischen Zustand der Mitarbeitenden im Blick zu behalten. Dies erfordert die Entwicklung neuer Soft Skills, um trotz räumlicher Distanz eine persönliche Nähe zu schaffen.


Ein weiterer Schlüsselfaktor für erfolgreiche Remote-Arbeit ist die Technik. Es ist essenziell, dass technische Lösungen zuverlässig funktionieren und dass alle Mitarbeitenden mit den genutzten Tools vertraut sind. Noch wichtiger ist, dass diese Tools sinnvoll in den Workflow integriert werden.


Transparenz und klare Erreichbarkeitsregeln


Trotz Remote Work sollten klare Erreichbarkeitsregeln bestehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die eingangs erwähnte Situation mit dem Friseurtermin. Die Mitarbeiterin hatte ihren Termin transparent in den Kalender eingetragen, sodass ihr Vorgesetzter informiert war und sich darauf einstellen konnte.


Es ist wichtig, dass private Erledigungen frühzeitig mit dem Team abgestimmt werden. Dabei geht es nicht um Kontrolle, sondern darum, dass im Idealfall eine Vertretung organisiert werden kann, damit der Workflow nicht beeinträchtigt wird. Letztlich muss eine ausgewogene Balance gefunden werden.


Natürlich ist diese Flexibilität nicht in jeder Position gleichermaßen umsetzbar. Jede Rolle muss individuell betrachtet werden. Beispielsweise ist es für eine Person, die Kundenanfragen innerhalb von 20 Minuten beantworten muss, schwieriger, während der Arbeitszeit private Termine wahrzunehmen, als für jemanden, dessen Aufgaben nicht an enge Zeitvorgaben gebunden sind.


Fazit


Homeoffice ist kein Arbeitsmodell, das abgeschafft werden sollte – es ist längst ein fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt. Statt über eine Rückkehr zur reinen Büroarbeit nachzudenken, sollte der Fokus darauf liegen, wie sich Büro- und Remote-Arbeit optimal miteinander kombinieren lassen.


Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht bietet Remote Work enorme Vorteile. Man denke nur an Teilzeitkräfte, die durch den Wegfall von Pendelzeiten täglich eine Stunde mehr arbeiten könnten. Welche Auswirkungen hätte das sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftlich?

In Zeiten eines akuten Fachkräftemangels sollten wir uns nicht gegen neue Arbeitsmodelle verschließen, sondern sie als Chance begreifen – als einen gesellschaftlichen Fortschritt, den es aktiv zu gestalten gilt.

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